Interview mit Victor Jans

Victor betreibt das Hobby Goldwaschen seit über 40 Jahren, er ist Gründungsmitglied des SGV, Mitherausgeber des Buches «Gold in der Schweiz» und Revisor der Schweizerischen Goldwäschervereinigung. Er stellte sich in seinem gemütlichen Haus in Kriens den Interview-Fragen von Martina Jochum.

Victor, hast du neben dem Goldwaschen noch andere Hobbies?

Wandern, Mountainbiken und Fischen im nahen Vierwaldstättersee, wenn es die Zeit zulässt. Zudem möchte ich gerne ein Video drehen über meine verstorbene Mutter und über das Thema Sterben. Leider habe ich zu wenig Zeit für all das, was ich gerne machen möchte. Ich liebe es ein bestimmtes Thema zu recherchieren, um eine gewisse Breite zu erarbeiten.

Du arbeitest bei der CSS und warst bei dieser Firma 20 Jahre lang interner Revisor, bevor du zum Controlling gewechselt hast. Wie kommt man mit einem abgeschlossenen Wirtschaftsstudium zur internen Revision bei einer der grössten Krankenversicherungen der Schweiz?

Ich habe Software-Entwicklung „on-the-job“ gelernt und stieg nach dem Studium bei der Credit Suisse als IT-Revisor ein. Von dort aus war es ein kleiner Schritt zum internen Revisor. Besonders gut am Revisions-Job gefiel mir die Bandbreite des Aufgabengebietes. Als Revisor muss man wissen, wie die Firma läuft, kennt die Kernprozesse, Finanzen, IT-Sicherheit, das Umfeld. Die Fragen, denen man nachgeht, sind: Wo liegen die Risiken? Woher drohen mögliche Gefahren? Findet man ein Risiko, gibt man Empfehlungen ab, wo und wie diese minimiert werden können. Als Revisor ist man das Gewissen der Firma.

Du bist also prädestiniert für die Aufgabe als Revisor des Vereins.

Ich war seit der Gründung des Vereins im Jahr 1989 bis 2011 Vize-Präsident und ein paar Jahre nach meiner Demissionierung fragte mich Christoph Kipfer an, ob ich mich als SGV-Revisor zur Verfügung stelle. Und nun bin ich seit gut 5 Jahren zusammen mit Rainer Glanzmann der Vereins-Revisor.

Du blickst zurück auf eine sehr lange Goldwäscher-Karriere, seit mehr als 40 Jahren frönst du diesem Hobby. Du musst demnach sehr früh angefangen haben?

Ja, das stimmt. Erstmals auf Goldsuche ging ich 1979 als knapp 15-Jähriger. In diesem Jahr fiel mir das Buch «Goldsucher in der Schweiz» von Pascal Arthur Gonet in die Hände. Darin wird die Geschichte des Goldsuchens und das Goldwaschen in der Schweiz beschrieben. Ich erinnerte mich an meinen 3. Klasse-Lehrer, der einstmals erwähnte, dass bereits die Römer im Napfgebiet nach Gold suchten. Nach der Lektüre des Buches und der Dissertation von Katharina Schmid (über den Goldgehalt in Flüssen und Sedimenten des Napf-Gebietes) fuhr ich mit meinem Vater erstmals in den Napf. Tatsächlich fanden wir in der Nähe des Goldbachs an einer Felswand eine wunderschön glänzende Goldader. Wir schabten voller Freude das Gestein ab und wunderten uns nur leicht darüber, dass das Gestein zwar an der Oberfläche goldig glänzte, unten aber matt war. Die Technik des Goldwaschens mit der Pfanne war mir damals noch unbekannt. Auf dem Rückweg trafen wir einen hiesigen Bauern an und erzählten ihm von unserem spektakulären Fund. Der Bauer konnte sich vor Lachen kaum halten und meinte nur: „Aha, jetzt weiss ich, was die Pfadigruppe letztes Wochenende mit den vielen goldenen Spraydosen vor hatte.“ Unsere Enttäuschung war dementsprechend gross.

Victor und sein Vater mit der selbstgebauten Rinne

Richtig Goldwaschen lernte ich etwas später. Bei einer weiteren Erkundungstour im Napf erkannte mein Vater am Strassenrand einen orangen Citroen Deux-Chevaux mit blauen Kotflügeln. Dieser gehörte einem seiner Kunden. Unten im Tal trafen wir auf Herrn Ruedi Lemke, ein Mann mit weissem Bart – ein Bilderbuch-Goldwäscher. Von ihm erhielt ich die erste Lektion im Umgang mit Pfanne und einer kleinen Keene Plastikschleuse. Wir fanden tatsächlich 5 bis 6 mm grosse Flitter. Damals packte mich das Goldfieber richtig heftig. Ich war dann ca. 5 Jahre sehr intensiv mit einer selbstgebauten Rinne aus Holz / Aluminium und Lüftungsgittern am Napf unterwegs.

Mit 16 Jahren fuhr ich öfters mit dem Zug nach Hasle und pedalte mit dem Velo an die Fontanne. Einmal hatte ich an einem Wochenende vorher ein vielversprechendes Loch ausgehoben und wollte nun an diesem weiterarbeiten. Doch neben meinem Loch campierte ein älterer Herr mit weissem Bart – wieder ein Bilderbuch-Goldwäscher. Er meinte, dies sei sein Loch. Er mache hier Ferien und wies mich ärgerlich weg. Zwei Tage später ging ich wieder hin und wir kamen doch noch ins Gespräch. Er stellte sich als Franz Steiner vor. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine feste Freundschaft. Franz vermittelte mir einen Ferienjob in einer Kunstglaserei und wurde sozusagen mein Goldwasch-Mentor. Er war ein unglaublicher Tüftler. Er studierte zu Hause im Keller an Goldwasch-Schleusen-Prototypen die Wasserströmung und optimierte immer wieder seine Schleusen. Ich durfte eine seiner Rinnen kopieren und diese brauchte ich über 20 Jahre lang.

Victor 1979 mit seiner ersten Schleuse

1979 und nun 2023: Was hat sich am Goldwaschen in dieser Zeit verändert?

Gegenüber früher sind mehr Leute unterwegs. Man findet dadurch weniger Gold. Auch wenn ich nie wirklich grosse Funde machte, so gab es doch Zeiten, als ich 6 Gramm pro Tag fand. Heutzutags ist es ein sehr guter Tag, wenn ich 0.5 Gramm finde. Nicht erst seit Corona drängen immer mehr Leute raus in die Natur. Doch viele haben eine falsche Vorstellung vom Goldwaschen. Das Gold liest man nicht einfach vom Boden auf. Goldwaschen ist Knochenarbeit. Wenn mich jemand nach meinem Hobby frägt, antworte ich meistens: „6 Stunden am Tag Kies schaufeln“.

Heute gibt es auch mehr Restriktionen, kantonale und kommunale Bestimmungen und Regeln. Wobei Disentis schon zu meinen Anfangszeiten bestimmte Regeln aufstellte. Ich war 1989 zum ersten Mal in Disentis und dort wurde mit Dredges gearbeitet. Eine kanadische Firma hat dort prospektiert und bestätigt, dass reichlich Gold vorhanden ist. Die Bevölkerung ist jedoch einer kommerzielle Ausbeutung gegenüber nicht offen, was Volksabstimmungen zeigten.

Was war dein schönster Beifund?

Ein kleines Öllämpchen aus Messing im Tessin (ohne historischen Wert) und in Österreich eine Medaille aus der Nazi-Zeit. Diese habe ich jedoch weggeworfen. Sowas bringt kein Glück. Mein spektakulärster Goldfund war ein wunderschönes Goldnugget aus der Urnäsch im Kanton Appenzell. Das ist sehr außergewöhnlich für diese Gegend.

Eine Goldwaschpfanne aus Finnland und ein gebrochene Schaufel aus Kanada

Bist du ein Bachwäscher oder ein Wettkampfwäscher?

Heute bin ich eher ein Bachwäscher. Angefangen habe ich auch als Bachgoldwäscher mit einer Waschpfanne von Ruedi Steiner (dem Sohn von Franz). Mit dieser habe ich auch an Wettkämpfen teilgenommen. Erst vor circa 10 Jahren habe ich für die Wettkämpfe auf die Flachpfanne umgestellt. Ich bin nicht jemand, der den Wettkämpfen hinterher reist. Ich mag die Wettkampf-Atmosphäre, das Sich-Messen mit anderen und vor allem all die spannenden Begegnungen und Freundschaften mit in- und ausländischen Goldwäschern und Goldwäscherinnen.

Franz Steiner überzeugte meine Eltern 1981, dass sie mit mir nach Finnland an die Weltmeisterschaft in Tankavaara reisen. So fuhren wir 3 Wochen durch Skandinavien, hoch ans Nordkap. Auf dem Rückweg hielten wir in Tankavaara. Zwei Jahre später reiste ich nochmals dorthin, diesmal mit Interrail. 2019 war ich das dritte Mal dort an der Weltmeisterschaft. Ich nutzte die Gelegenheit, die alten Goldwäscher-Gebiete des Lemmenjoki und Ivalojoki zu erwandern.

Die beliebte Vereins-Goldwäscher-Zytig, wieso gibt es diese nicht mehr?

Ich war lange der Redaktor. Früher gab es Mitglieder, die regelmässig einen Bericht für die Zeitung geschrieben haben, wie zum Beispiel Toni Obertüfer oder Peter Pfander, nur um zwei zu nennen. Zusätzlich zu diesen Artikeln habe ich selbst Artikel geschrieben und viel recherchiert. Das Ganze ist sehr zeitaufwendig und mit der Zeit lag dieser Aufwand wegen meiner Arbeit einfach nicht mehr drin.

Du bist zusammen mit Peter Pfander Herausgeber des Buches „Gold in der Schweiz“. Wie kam es dazu?

Wir hatten an einer Generalversammlung in den 1990er-Jahren das Projekt vorgestellt, nach Regionen Beiträge für ein Buch zu sammeln. Ich habe die Redaktion und Koordination übernommen und Peter Pfander machte sich auf die Suche nach einem Verlag. Er wurde mit dem Ott Verlag fündig. Der Ott-Verlag stellt nun seine Tätigkeiten ein und seine Bücher werden nicht mehr aufgelegt..

Ich hatte nie viel Feedback erhalten, ob das Buch bei den Goldwäschern gut ankommt oder nicht. Erst seit das Buch vergriffen ist, erhalte ich viele Anfragen und werde sogar gebeten, Bücher zu signieren. Das hat mich bewogen, das Buch im Eigenverlag und in einer neuen Auflage als Printmedium wieder herauszugeben. Damit habe ich nun wieder ein Hobby mehr.

An der Weltmeisterschaft 1988 in Foix, Frankreich

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Was wünscht du der Schweizerischen Goldwäschervereinigung für die Zukunft?

Ich wünsche dem Verein vor allem Beständigkeit und eine gewisse Konstante. Die Gemeinschaft der Goldwäscher soll im Vordergrund stehen. Es wäre toll, wenn ein oder zwei Goldwasch-Anlässe ausserhalb der bekannten Orte des Napf und Bernbiets organisiert werden könnten. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn eine Exkursion und/oder ein spannender Vortrag dabei wäre.

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