3. Teil der Trilogie Goldsuche in Thailand  – 2023

von Roland Brunner

Thailand ist ein wirklich schönes und interessantes Land und jederzeit eine Reise wert, wer würde dem nicht zustimmen. Gründe gibt’s genug: Da ist das Essen, das Meer, die Tempel und Paläste, die Märkte, das legendäre „Smile Siam“, das Lächeln der Thailänderinnen die das von Jugend auf zu üben scheinen, ich arbeite noch dran. Habe ich noch was vergessen? Ach ja, und Gold hat es auch noch! Nein, liebe Leserinnen und Leser, nicht das auf den Dächern der Tempel oder kiloweise auf den Körpern der allgegenwärtigen Buddhas. Also, wer das wissen möchte lese doch bitte noch etwas weiter.
 
Woher kommt denn das Gold, fragte in Phichit der Franzose Marcel seine Allerliebste, als sie beiläufig bemerkte, dass sie bald wieder Geburtstag habe. Für sie war klar, vom Goldshop natürlich. Und in den Goldshop in Phichit käme es vom Goldshop in Bangkok und dahin, na ja, wohl aus den Goldshops in den USA…. Die Mitglieder des SGV wissen natürlich ganz genau, dass das nicht stimmt. Das Gold kommt aus der Grossen Fontannen, oder doch vom Hinterrhein oder evtl….. aus irgendwelchen hydrothermalen Vererzungen aus dem Gotthardmassiv – und jetzt wird es schon sehr geologisch! Aber wer geht schon nach nach Thailand… wegen der Goldsuche? Ich sag’s euch, ist nicht eine so dumme Idee. Als ich bei Marcel war, kam eben ein jugendlicher kräftiger Goldsucher vorbei und verkaufte 1.9 gr. Goldstaub. Gefunden in drei Stunden! Wie in der Fontannen, oder in der Goldach… nicht wahr? Na ja, eher fast so viel, aber jedenfalls in Phichit ist das möglich. 271 km Luftlinie nördlich von Bangkok liegt der Ort. Das beste Goldgebiet liegt um den Tempel „Wat Khao Phanom Pha“. Überall um die Häuser liegen da Haufen von Gesteinsbrocken, Vulkanite, Laterit, Brekzien. Meist sehr hartes Gestein. Und da spielt denn auch diese Geschichte vom Sa., 4. November 2023. Phichit, Leute, nicht Phuket, kein Tipfehler! Ich war da 1999 und zwei Jahre später nochmals 2001. Und, liebe Goldsucherfreunde, da war vielleicht was los in Phichit. Erinnert sich noch jemand an die Bilder von der ameisenhaufenähnlichen Goldsuche in der Sierra Pelada in Brasilien in den Achtzigerjahren, vor rund 40 Jahren? (Link:https://www.robertnickelsberg.com/brazil-gold) Also, so etwa sah es in Phichit aus vor rund 25 Jahren. Um die 10‘000 Goldsucher waren da unterwegs. Und die Goldsucherfrauen zerklopften das Erz und wuschen den Sand und Staub aus in den Reisfeldern. Siehe meine zwei Berichte in den SGV Zeitungen von damals. Ich glaube, die fleissige Martina hat sie wieder aufgeschaltet mit ein paar Bildern.
 

Ich bin zur Zeit ja auf dem Weg nach Neuseeland und mache dabei einen Zwischenstop in Thailand. Das war dann die Gelegenheit wieder Mal hochzufahren nach Phichit um zu sehen was sich da unterdessen abspielt. Und man findet noch Gold, wie ich sehe, man muss nur wissen wie und wo!
 
Allerdings: Von den tausenden von Goldsuchern von 1999 sind noch eine gute Handvoll übrig. Alle guten Stellen sind verboten, und jetzt wirklich verboten zu betreten. Denn die Goldsucher haben auf der Fährte der guten Goldadern auch Stollen in den Berg getrieben, kaum gesichert, es gab mehrere Todesfälle. In der Nacht klettern die paar Mutigen noch hoch, aber das Risiko einer Verhaftung sei gross und dann würden Traktor und Ausrüstung und Auto beschlagnahmt. Das schreckt natürlich schon ab. Als Ausländer muss mit Gefängnis und hohen Bussen gerechnet werden. Die leicht zugänglichen Stellen seien ausgebeutet unterdessen. Ein Team von fünf Leuten könne so noch 1 – 2 Gramm schaffen. Das lohne sich kaum. Dennoch, das sind dann so 4000 Baht oder rund Fr. 120.- Der Tageslohn eines Reisbauern oder Bauarbeiters sind minimal, 300 Baht oder Fr. 7.578…., also, man rechne! Und wer weiss, ev. gibt es ja doch wieder mal einen ganz guten Fund wie auf den Bildern. Schaut euch mal die verästelten Goldverzungen an, wenn man den Quarz mit Säure wegäzt bei einzelnen Stücken aus den Goldadern. Nur eben, gaaaanz so viele derartige Goldadern hat es nicht, die man hier nur mit Pickel und Hammer und Schaufel abbauen kann. Vorallem jetzt im Jahr 2023.
 
Wo der eine oder andere noch buddelt, wie der glückliche Goldsucher eben mit seinen knapp 2 Gramm amalgamierten Goldes in drei Stunden, sagt er natürlich nicht. Die Plackerei mit den Säcken von 1999 lass ich also diesmal sein. Schon so rinnt mir von der Stirne heiss nur so der Schweiss, frei nach Göthe, bei 32°C und 65% Luftfeuchtigkeit an diesem Samstagnachmittag. Die Unterhaltung mit Marcel, einem Hobby Goldsucher aus Frankreich, der hier seit vier Jahren lebt…. und auch gelegentlich noch buddelt, pssst(!), ist jedenfalls hochspannend. Viel Besuch von Goldsuchern aus Europa hat er nicht. Das Risiko für Probleme mit den Behörden ist einfach zu gross. Wer will schon das „Bangkok Hilton“ in Bangkok von innen kennenlernen für ungewisse Zeit!
 
Die Akara Mining Co Ldt, welche 2002 den professionellen Abbau im Grenzgebiet Phichit, Petchabun, Phitsanulok begonnen hat, ist seit 2017 wegen Konzessionsproblemen stillgelegt. Sie hat allerdings vor kurzem im Juli 2023 ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Bei 0.5 gr Gold pro Tonne wird im grossen Stil abgebaut. 370 Tonnen sind es pro Stunde und 500 Unzen Gold werden gewonnen im Monat was rund 900‘000 Fr. entspricht. Bei einem halben Gramm pro Tonne…. Das sei aber wenig, sagte mir Marcel. An den guten Stellen in Phichit seien es, setzt euch mal, 10 Gramm pro Tonne im Schnitt. Allerdings liegen diese Stellen eben nicht auf dem Akara Mining Konzessionsgebiet. Noch nicht! Die lokale Bevölkerung wehrt sich bisher mit Erfolg gegen die Ausdehung des grossflächigen „open pit“ Abbaus aufgrund der potentiellen Gefährdung durch auslaufende Natriumcyanidlauge inmitten all der Reisfelder. Was dann passieren könnte sah man etwa beim Dammbruch der Baia Mare Goldmine in Rumänien im Jahr 2000 wo die Flüsse inkl. Donau auf 2000 Kilometern vergiftet wurden und 1400 Tonnen Fische verendeten.
Ich bin gespannt, was hier weiter geht. Hochgradiges Golderz hat es noch sehr viel in der Gegend und der Goldpreis ist hoch. Thailand ist ein Land, in dem man mit grosszügigen „Geschenken“ sehr viel erreichen kann. Let’s see. Allerdings, und das ist etwas schade für die SGV Mitglieder, mit der eigenen Pfanne und Pickel und Schaufel anzurücken und in den Hügeln rumzuwerken ist wohl auch in naher Zukunft nicht so einfach wie noch 1999!
 
Roland Brunner, Phichit, 13.11.2023

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