Goldwäscher-Treffen im Gohl: Zwischen eiskaltem Wasser und heissem Wettkampffieber
Von Victor Jans
Der Frühling zeigt sich von seiner launischen Seite. Feiner Regen nieselt auf die Wiesen im Gohl bei Langnau i.E., als sich eine Gruppe unerschrockener Goldwäscherinnen und Goldwäscher am Samstagmittag 29.3.25 zum Trainingslager versammelt. Ziel: Die Goldwasch-Technik für die kommenden nationalen und internationalen Wettkämpfe verfeinern.
Der Trainingsort hat Tradition – schon 1991 fanden gerade gegenüber beim Schulhaus Gohl die Schweizermeisterschaften statt. Heute jedoch plätschert das Wasser nicht nur in den Waschpfannen, sondern auch von oben. Kalter Frühlingsregen. Doch das kann echte Goldsucher nicht abschrecken.
Der Ursprung einer Idee
Die Inspiration für diesen Trainingstag kam aus Tschechien. Bei der letztjährigen Weltmeisterschaft standen wir plötzlich vor einer Herausforderung: Statt der gewohnten Klondike-Pan mussten wir in der Classic-Pan-Kategorie mit einer Batea antreten – einem metallenen „Chinesenhut“. Die Verwirrung war gross, der Erfolg begrenzt. Kurzerhand kaufte Sepp in Tschechien drei Bateas, um für zukünftige Wettkämpfe gewappnet zu sein. Jetzt ist die Zeit gekommen, sie auf Herz und Nieren zu testen.

Training in den Regen-sicheren Pools oder am Bildschirm
Drei mit Wasser gefüllte Landi-PVC-Pools dienen als Waschbecken – ob sie dem intensiven Training standhalten? In weiser Voraussicht hat Sepp eine Plane mitgebracht, um uns zumindest etwas vor dem Regen zu schützen. Im kleinen Aufenthaltsraum gegenüber knistert ein wärmendes Cheminee-Feuer. Dort ist ein Laptop mit Videos internationaler Profis wie Dirk Mehlhorn und Leo Deinhofer aufgestellt.
Nach einer schnellen Tasse Kaffee aus Sepps Kapselmaschine geht es los. Die Gruppe teilt sich: Theorie am Bildschirm oder Praxis in den Pools. Die Goldwaschtechnik mit der Speed-Pan ist vielschichtig. In den Videos ist zu sehen: Einige waschen im „Pyramiden-System“, andere setzen auf „Runterschütteln und Zentrieren“. Die Mehrheit wählt die Pyramiden-Methode, angepasst an Peter Grubenmann:
- Kies in Form einer Pyramide auf die Speed-Pan schütten
- Im Wasser von aussen nach innen die Pyramide kreisförmig abwaschen
- Bei vollem Eimer (ca. 13 bis 18 kg) würde man ca. 3 weitere Pyramiden nachschütten (Dirk Mehlhorn schüttet sogar bei noch trockenem Pyramiden-Spitz nach!)
- Kräftige Zentrierbewegung
- Finish: Es gibt wieder diverse Techniken. Bevorzugt scheint mir auch hier die „Peter-Grubenmann-Technik“ zu sein:
- Auf annähernd Esslöffel-Menge auswaschen, Pfanne bei Seitwärtsbewegungen langsam abkippen, hochziehen, von hinten mit etwas Wasser das Gold aus der innersten Rille befreien, ab in die Phiole
Profis schaffen das Ganze in ca. 1,5 Minuten, wenn man pro Nachschütten 15 Sekunden und für den Finish 30 Sekunden kalkuliert.

Die Herausforderung: Batea-Waschen
Während die meisten mit der Speed-Pan zurechtkommen, sorgt die Batea für Kopfzerbrechen. Linksrum? Rechtsrum? Viel oder wenig Wasser? Ohne Training bleibt es ein Glücksspiel. Doch mit Geduld und Ehrgeiz tasten sich die Teilnehmenden an die Technik heran.
Trotz Dauerregen und eiskaltem Wasser in den Pools verfliegt der Nachmittag. Gegen 17 Uhr gehen die ersten ins Apéro im „Jägerhus“, einem charmanten Berner Bauernhaus auf dem Campingplatz. Gerüchteweise schliesst das Restaurant um 19 Uhr – aber Camping-Chef Theo Bracher macht nicht den Eindruck, als würde er seine Gäste hinauskomplimentieren. Stattdessen gesellt er sich zu den Goldsuchern und wir uns zu den anwesenden Camping-Bewohnern.

Ganze 12 Personen haben auf dem Campingplatz ihren dauerhaften Wohnsitz. Sie wohnen auf gemieteten oder gekauften Grundstücken in Dauer-Camping-Wohnwagen oder kleinen Häuschen. Ein ganzes Dorf an „Tiny Houses“ überzieht das Areal. Der neuste und süsseste „Zuzüger“ (kein Dauerbewohner) ist ein Bahnwärter-Häuschen aus dem Jahr 1948. Die Besitzerin wollte es vor dem Abbruch retten, kaufte es und suchte einen Standplatz. Zufällig fand sie diesen auf dem Camping Mettlen. Liebevoll renoviert begeistert das ex-Bahnwärter-Häuschen nun sogar die Zeitungs-Journalisten.
Am Apéro haben wir genügend Zeit, uns kennen zu lernen. Der Wettkampf-Übungsanlass motivierte neue Gesichter, vorbei zu schauen. Am weitesten hergereist sind Uwe und Minnie aus Thüringen. Toni kommt aus dem Ländle.
Allzu schnell kann man die währschaften Cordon-Bleu oder Burger nicht essen. Und über ein mangelndes Kosten-/Nutzen-Verhältnis muss sich hier auch niemand beklagen. Die Portionen sind grosszügig und ich fand den Burger ausgezeichnet.
Bevor sich die Übernächtiger in ihre Camper zurück ziehen, spendiert Sepp einen aus Italien mitgebrachten Chianti, den wir zu viert im Camping-Essraum kredenzen. Als es Zeit zur Bettruhe wird, kopft Camping-Chef Theo Bracher mit zwei Gästen an der Tür. Mit Bier in der Hand sieht das nicht nach schlafen aus. Er dachte, bei den Goldwäschern ist bestimmt was los und staunt über unsere „Friedlichkeit“. Als 60-Jähriger ist er immer noch voller Ideen, wie er seinen Camping attraktiver gestalten könnte. Der Camping ist nur sein Wochenend-Hobby. Er arbeitet die Woche durch als Zimmermann. Das Goldwaschen zieht ihn irgendwie in den Bann. Gerne würde er Goldwaschen auf dem Camping anbieten. Wenn also jemand Lust darauf hat, im Gohlgraben Goldwasch-Lektionen zu erteilen, so soll er doch mit Theo Kontakt aufnehmen.
Schlussendlich beschliessen auch Theo & Co., zur Bettruhe über zu gehen. Dadurch wird mein Schlafraum frei. Ich verzichte nämlich gut und gerne, bei diesem kalten Regenwetter das Zelt aufzubauen und bevorzuge, auf dem Tisch im Aufenthaltsraum bei wärmendem Cheminée-Feuer meinen Schlafsack auszubreiten. Habe also definitiv schon an vielen andern Orten schlechter geschlafen 😉
Wettkampf unter strahlender Sonne
Der Sonntag beginnt mit einer Überraschung: Statt Regen begrüsst uns strahlender Sonnenschein. Noch ist es kalt, doch perfekte Bedingungen für den Wettkampf! Aber zuerst müssen wir aber den Kies vom Gold trennen. Wir brauchten gestern nämlich fast alles Kies zu Übungszwecken. Dieses liegt jetzt „goldverseucht“ in den Pools. Dafür hat Heinz vorgesorgt. Er hat seinen High Banker mitgebracht. Wir bauen ihn auf, säubern die Pools und gehen zur „Gold-Rückgewinnung“ über.

Währenddessen treffen nochmals neue Gesichter ein: YouTuber „Gold-Bartli“ Masli und Andrei, der per Zug und Autostopp aus Lausanne angereist ist. Dann wird es ernst: Jeder Teilnehmer erhält zwei Eimer Kies, einen für die Speed-Pan, den anderen für die Batea. Die schnellsten und geschicktesten gewinnen. Silvia Mauerhofer setzt sich souverän durch – kein Wunder, sie kommt frisch aus einem italienischen Wettkampfwochenende. Der Schreiberling landet auf Platz zwei, gefolgt von Serge.
Doch hier gibt es mehr als nur Ruhm zu gewinnen: Neben von Sepp mitgebrachten Spezialitäten aus Italien winkt sogar ein kleines Goldnugget für die Siegerin. Statt sich feiern zu lassen, übernimmt Silvia die Küche und serviert eine heisse Suppe mit Wienerli – der gesellige Abschluss eines intensiven Wochenendes.
Eines der Pools hat das Training nicht überstanden, aber die Reparatur ist machbar. Der Rest des Teams räumt auf, tauscht letzte Tipps aus und verabschiedet sich.
Ein ereignisreiches Wochenende voller Wasser, Kies und Gold geht zu Ende. Das Swiss Team ist bestens vorbereitet auf die Weltmeisterschaften in Spanien im August – und der Rest von uns hat jede Menge gelernt und vor allem eines: Spass gehabt.

Fotos auf meinem OneDrive (Ablaufdatum 31.5.25): Fotos
YouTube-Short SGV-Speed-Pan und Baeta Training Camp: https://youtube.com/shorts/iLJFsBPEGx4?feature=share
Toll! Mit offenen Augen für die idyllische Umgebung schreibt Victor Jans einen klugen und stimmungsvollen Bericht über ein perfekt organisiertes und lehrreiches Goldwasch-Trainingscamp. Herzlichen Dank an Sepp und sein Team, mit eingeschlossen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.