Von Yolanda Fischer
Bei der Anreise der einundzwanzig Mitglieder platzte der ersehnte Regen auf die ausgetrocknete Landschaft. Alles war am Vormittag in graue, feuchte Schleier gehüllt und viele dachten wohl: Den goldenen Herbst hier in der Schweizer Sonnenstube habe ich mir farbiger vorgestellt.
Samstagmittag löste die Sonnenwärme die Nebel auf. Von der Terrasse der Miniera d’oro di Sessa aus blickten wir in die frisch gewaschene, rundhügelige Herbstlandschaft. Daniele Ryser begrüsste uns mit seinem Team unter der Pergola vor dem Mineneingang.
Erst führte uns Daniele umfassend in Geologie und Geschichte dieses Ortes und seines an Mineralen reichen Untergrundes ein. Während Jahrhunderten wurden im Malcantone die Metalle Gold, Silber, Eisen, und Blei abgebaut. Bereits aus der Römerzeit fand man Abbaue. Die Bäche hier sind goldführend.
Nach dem Ausrüsten mit Helm und Lampe begann die Bergfahrt. Unter der Führung von Daniele Ryser und Marianne Leuenberger begingen wir den horizontalen Schacht Leopoldine. Wir blickten in mehrere Querschläge und Schächte, welche in die Tiefe oder in die Höhe führen.
Wer dabei war, erlebte einen Teil der Arbeitsbedingungen, welche die Minenarbeiter tagtäglich erlebten: Dunkelheit, Kühle, Feuchtigkeit und Lärm. Nicht nur grossgewachsene Menschen waren froh um den schützenden Helm, denn taube Gesteinsschichten ragten in den Gang und Druckluftrohre hingen tief.
Nach dem Minenbesuch konnte, wer wollte, das Museum nebenan besichtigen. Das Lisora-Goldnugget in der Vitrine weckte Träume und Hoffnung für den kommenden Goldwaschtag in der Lisora.
Maurizio rührte währenddessen fachmännisch im Kupferkessel über dem Feuer die legendäre Tessiner Polenta. Wildschweinbraten schmorte unter besten Bedingungen. Und der Rotwein Casinott aus der Azienda Viticola in Monteggio war bereitgestellt.
Die Zeit bis zum offerierten Apéro auf der Terrasse verging im Fluge. Zum Fachsimpeln reckte man genüsslich nach den Spezialitäten auf der Platte und im Glas. Beim Einnachten verschob sich die Goldwäscherschar in das geheizte Gebäude. Alles war für hungrige Gäste bereit. Die Polenta dampfte als «Kuchen» auf dem Tuch. Mit oder ohne Gorgonzola? Mit Wildschwein? Wie viel soll auf dem Teller sein? waren die Fragen. Das Dessert war mit der Spezialität, dem Nocino, beträufelt. Cafè corretto bildete den Abschluss. Mit einem grossen Applaus dankten wir den Gastgebern und dem Leiter der Exkursion.
Für den Rückweg in der Dunkelheit hatte Rolf Gruber, der umsichtige Organisator, daran erinnert, Lampen mitzunehmen und den VW-Bus organisiert. So konnten auch jene sicher zurückfahren, welche auf dem Camping unter dem Dorf ihr Logis eingerichtet hatten.
Am Sonntag traf man sich trotz wiedereinsetzenden Regenschauern um Mitternacht bereits um acht zum Morgenessen im I Grappoli. Rolf hatte beim Kanton Tessin eine Goldwaschbewilligung für Gruppen gelöst. Er verteilte jedem eine Kopie davon und informierte kurz über den Tagesablauf. Mit Werkzeugen, Picknick und wetterfester Kleidung ausgerüstet, starteten die Goldwäscherinnen und Goldwäscher in die Lisora. Einige organisierten sich in der Gruppe, andere bevorzugten es, allein den goldführenden Bach am Ort ihrer Wahl zu bearbeiten. Ich vermute: Gold haben alle mindestens in Spuren gefunden.
Der Abschluss der Exkursion war individuell möglich. Darum konnte Rolf nicht offiziell für seine Arbeit gedankt werden. Wir holen dies nun alle mit einem lauten, virtuellen Applaus und Dank nach.
Ein weiterer Dank gehört allen, welche mit Interesse teilnahmen und trotz Regen zur guten Stimmung an diesem Exkursionswochenende beitrugen.
Mein Dank geht auch an all jene, welche vom Anlass Bilder oder Filme für die Homepage der SGV zur Verfügung stellten.
Video von Victor Jans
Ab 6:50 startet der Abschnitt zu unserem Ausflug, aber auch die vorherigen Minuten sind absolut sehenswert. Reinschauen wird empfohlen!
Der Ausflug nach Sessa war für mich ein Highlight im 2022. Es war ein gelungenes und gut Organisiertes Wochenende im Tessin. Herzlichen dank den Organisatoren.