von Victor Jans
Der Kälte-Einbruch vom Mittwoch zuvor hatte den Sommer jäh beendet. Die Herbst-Temperaturen waren merklich, als ich am 14. September um 10h morgens auf dem Parkplatz des Restaurants Fontanne Pintli dem Auto entstieg. So war es wohltuend, die 12 versammelten Goldwäscherinnen und Goldwäscher im aufgewärmten Restaurant zum Kaffee zu treffen. Es war der Nationale Cleanup-Day und wir hatten vor, das Goldwaschen mit einer «Bachputzete» zu verbinden.
Nachdem Schweizermeister Thomas Muster Autogramm-Karten signiert hatte, verteilten wir uns in einige Autos und fuhren zur Romooser Brücke. Von dort wollten wir die etwa 3 km zu Fuss entlang der Grossen Fontanne zurück marschieren, bevor wir um 17h die Fischer zum Austausch trafen.
Chrigu hatte bereits etwas vorgearbeitet und an verschiedenen Stellen im Bach kleine Müll-Depots angesammelt – sogar flussaufwärts der Brücke. Das hiess für Chrigu und Sepp aber, dass sie bis Romoos fuhren und von dort in den Bach hinunter stiegen – schlussendlich eine fast 10 km-Tour.
Die Restgruppe posierte für ein Foto mit der «Trophäe des Tages», die Chrigu bereits geborgen hatte. Es war eine zurückgelassene, zerschlissene Watthose mit versandetem Militärrucksack – unrühmlicher Müll eines unserer Kollegen vermutlich. Rund 7 Personen entschieden sich darauf für den Fussmarsch. Wir begaben uns auf den Pfad hinunter zum Zusammenfluss von Grosser Fontanne und Rächenloch-Bach.
40 Jahre Umweltschutz (1983 trat das Umweltschutzgesetz in der Schweiz in Kraft!) haben ihre Spuren hinterlassen: Die Grosse Fontanne präsentierte sich weitestgehend sauber und aufgeräumt – nicht nur, was den Müll betrifft. Die Sommer-Hochwasser haben auch das Geschiebe kräftig umgelagert und talabwärts geschoben. An zahlreichen Stellen kam der «Bedrock» (Felsuntergrund) zum Vorschein oder frei gespülte Wurzeln am Uferrand signalisierten, dass hier kurz zuvor noch grössere Geschiebe-Schichten lagerten. Beste Bedingungen für und Goldwäscher. Bald legten wir auch den ersten Goldwasch-Halt ein.
Nach rund ¾ Stunden Schaufel-Arbeit hatte Franz einige goldene Flitter in der Pfanne blinken. Ein «Mini-Goldrausch» war ausgelöst: Thömu und ich wollten auch ein solches Bild in unsere Pfannen zaubern und zügelten unsere Schleusen in die Nähe von Franz.
So verstrich bald eine weitere Stunde. Währenddessen begannen Teile unserer Gruppe weiter flussabwärts zu pilgern, weil nicht alle vollständig mit Goldwasch-Schleuse und Schaufel ausgerüstet waren. Sepp und Chrigu trafen ein und zogen ebenfalls weiter.
Wir 4 Verbliebenen konnten tatsächlich nochmals einige Fontannen-Goldflitter zu Tage fördern. Dabei fanden wir auch eine ganze Menge Metall-Schrott wie alte Huf- und Schuhnägel. Im Sinne des «Cleanup» verpackten wir das in einem Döschen zum Mitnehmen. Dann zogen wir weiter. Auf Höhe Badhus kreuzten wir eine Gruppe von Goldwasch-Kursteilnehmern.
Auf Höhe Weidli bestaunten wir eine im Sandstein eingebohrte, metallene Goldwasch-Schleuse, die vermutlich durch die Hochwasser aus einer Kiesschicht freigelegt worden ist. Sinn und Zweck konnten wir uns nicht abschliessend erklären. Riffeln und Streckgitter waren vorhanden, aber ein Boden fehlte. Hier wollte wohl jemand die Goldwasch-Arbeit durch die Natur verrichten lassen – aber zu Ende gedacht schien uns das nicht.
Auf alle Fälle gab es viel Bedrock und wir legten um 15h nochmals eine gute Stunde Goldwaschen ein. Da wiederum Gold aufblitzte und viel Metallschrott dabei war, verzögerte sich die Abreise und wir mussten uns ganz schön sputen. Es ist landschaftlich enorm beeindruckend, der Fontanne entlang zu wandern – doch sehr schnell kommt man im Bachbett nicht voran. Es wurde 17:30h, bis wir im Fontanne-Pintli eintrafen.
Hier warteten Bruno Duss und Olivier Menz auf uns. Bruno ist Gemeindepräsident von Wolhusen, aufgewachsen in Doppleschwand, leidenschaftlicher Fischer und Pächter eines der beiden Grossen-Fontannen-Reviere. Olivier ist kantonaler Fischereiaufseher bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (LAWA) des Kantons Luzern. Ebenfalls stiess Gsto Unternährer zu uns – der einzige „Meister in zwei Disziplinen“.
Nach einer Begrüssung unseres Co-Präsidenten Sepp erläuterte Bruno, dass Fischer und Goldwäscher viele Gemeinsamkeiten haben. Im Vordergrund steht das Natur-Erlebnis und die Verbundenheit zur Natur – beste Voraussetzungen für ein gemeinsames Reden. Der geangelte Fisch wie die gefundenen Goldflitter sind eigentlich immer „vergoldet“, d.h. unsere Aufwände dafür übersteigen den Materialwert bei Weitem.
Olivier gab anschliessend einen Einblick in den Lebensraum der Bachforelle – jener Fischart, die in Schweizer Bächen am verbreitetsten ist. Ihr Bestand geht zurück. Das ist primär der Wärme geschuldet (ab 24 Grad wird es kritisch). Bachforellen laichen in der Zeit zwischen Oktober und Februar. Sie brauchen sauerstoffreiche (also durchströmte) aber ruhige Stellen im Bach – sogenannte Laichgruben. Dort legen sie ihre Eier im Kies. Werden diese durch Sedimente infolge trübem Wasser zu stark überdeckt, sterben die Eier wegen Sauerstoffmangel ab. Winterhochwasser – aber natürlich auch Trübung durch Goldwaschen – sind solche Ursachen. In Jahren mit zahlreichen Winterhochwassern lässt sich gut nachweisen, dass die Naturbrut zurück gegangen ist. Man hat die Naturbrut durch künstlichen Besatz zu ersetzen versucht. Die Erfahrung ist aber, dass die Naturbrut vielfältigere und resistentere Fische hervorbringt. Hier an der Grossen Fontanne müsste eine Naturbrut problemlos gelingen.
Der Kanton stoppt deshalb jegliche Bauvorhaben an den Bächen zwischen Oktober und März, um eine künstliche Trübung zu verhindern. Im Sinne der Rücksicht auf die Naturbrut wäre es deshalb zu begrüssen, die Goldwäscher würden auf Winter-Goldwaschen verzichten.
Olivier wie Bruno sprechen sich gegen Regulative für die Goldwäscherei aus und wollen sich auch dementsprechend einsetzen. Das gemeinsame Reden stehe im Vordergrund. Allerdings werde nicht die Fischereiaufsicht abschliessend über Regulative entscheiden. Olivier spürt einen gewissen Druck auf den Kanton Luzern, da viele Kantone inzwischen Regulative eingeführt haben – insbesondere der Nachbarkanton Bern.
Olivier findet unseren Ehrenkodex sehr vorbildlich. Dort ist auch die Rücksicht auf die Laichzeit erwähnt. Aus seiner Sicht reicht das, sofern sich die Leute daran halten.
In der anschliessenden Diskussion ist das ein wesentlicher Punkt. Die SGV ist gefordert, diese Botschaft und ein freiwilliger Verzicht auf das Winter-Goldwaschen (ca. Mitte Oktober bis Ende März) noch bekannter zu machen. Wir Goldwäscher weisen darauf hin, dass im Raum Grosse Fontanne viel mehr Goldwäscher ihrem Hobby nachgehen als Fischer. Wir schätzen, dass das Verhältnis rund 300 Goldwäscher zu 15 Fischern sein wird. Das ist keine Entschuldigung – aber es ist wesentlich schwieriger, die Goldwäscher „unter Kontrolle“ zu bringen als die Fischer, insbesondere da viele nicht SGV-Mitglieder sind.
Eine weitere Diskussion ist, ob ein bestimmter Flussabschnitt für die Goldwäscher den Winter über zugänglich sein könnte – z.B. der Unterlauf der Grossen Fontanne. Bachforellen bevorzugen Laichplätze in Nebenbächen oder flussaufwärts. Olivier Menz ist nicht begeistert von diesem Vorschlag. Das Laichverhalten der Fische ist nicht systematisch. In der Regel sind sie nämlich Standort-treu – können ihren Laichplatz aber auch sehr spontan wählen. Ein kürzliches Beispiel vom Horwer Dorfbach zeigt dies. Hier laichte seit Jahren der Abwesenheit plötzlich eine Bachforelle.
Uns Goldwäschern ist es ein Anliegen, im Sinne des gemeinsamen Verständnisses, auf das «Bachsäuberungs-Potential» durch Goldwäscher hinzuweisen. Hannes hat ein 14 kg schweres Glas voller Bleiüberreste mitgebracht, das er im Laufe seiner lebenslangen Goldwäscher-Karriere aus dem Bach gefischt hat. Bereits 2007 hat er in einem Goldwäscherzytig-Artikel angeregt, dass Goldwäscher Quecksilber, Blei und jeglichen Metallschrott systematisch mit nach Hause nehmen und einer Entsorgungsstelle abgeben. Dieses Verhalten uns anzugewöhnen hat noch viel Potential. Victor verteilt einige Frischhalteboxen zum Sammeln der Schwereminieralien und Metallreste beim Auswaschen mit der Goldwaschpfanne. Diese soll zukünftig im Goldwäscher-Rucksack ein fester Bestandteil sein.
Der Tag hat die Grundlagen geliefert, um gründlich über unser Verhalten nachzudenken und hoffentlich auch die Grosse Fontanne ein ganz wenig aufpoliert. Wir bedanken uns bei Franz Wicki, den gesammelten Fontannen-Müll der Entsorgung übergeben wird.